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Zu Beginn der Recherche will kaum jemand über Dr. Winterhoff sprechen - aus Angst. Doch dann bricht nach und nach das Schweigen: Betroffene und Fachleute erzählen, wie systematisch der Kinderpsychiater Psychopharmaka verordnete und welche Strukturen dies absicherten. Warum haben so viele so lange geschwiegen?
Hinweis
Michael Winterhoff ist wohl der berühmteste Kinderpsychiater
Deutschlands. Über Jahrzehnte behandelte er Kinder und Jugendliche, prägte mit seinen Thesen die Erziehungsdebatte in Deutschland und wurde zum Bestsellerautor. Mittlerweile ist Dr. Winterhoff wegen gefährlicher Körperverletzung in 36 Fällen angeklagt. Der Prozess soll am 12. Februar 2025 vor dem Landgericht
Bonn eröffnet werden. Die dreiteilige Doku-Serie „Der Kinderpsychiater - Die Macht des Dr. Winterhoff“ beleuchtet, wie Michael Winterhoff in der Öffentlichkeit zum Star wurde, wie er Kinder und Jugendliche mit Medikamenten ruhig gestellt haben soll und warum niemand den
Arzt aufhielt.
Im Jahr 2021 brachte die ARD-Story „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ die fragwürdigen Methoden des Kinderpsychiaters erstmals umfassend ans Licht. Dabei wurde offengelegt, dass Michael Winterhoff Psychopharmaka, darunter vor allem das sedierende Neuroleptikum Pipamperon, bei Kindern einsetzte. Diese Enthüllungen führten im Anschluss zu intensiven Ermittlungen durch die Bonner Staatsanwaltschaft. Nach einer großangelegten Razzia in mehreren Einrichtungen sowie Michael Winterhoffs Praxis wurden im Mai 2022 zahlreiche Beweismittel sichergestellt. Die Auswertung führt 2023 zur Anklage der Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Arzt. Michael Winterhoff hält die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft nach wie vor für unbegründet und will sich dagegen verteidigen. Er sagt, die Verabreichung von Medikamenten sei stets medizinisch indiziert gewesen und regelmäßig überprüft worden.
Der Fall wirft weitreichende Fragen auf: Der Bonner Kinderpsychiater arbeitete mit zahlreichen Jugendhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zusammen. Über diese Kooperationen behandelte er Hunderte Kinder - häufig mit Psychopharmaka. Wie konnte ein einzelner Kinderpsychiater über Jahrzehnte hinweg so viele Kinder behandeln, ohne dass zuständige Behörden, Jugendämter oder Heimbetreiber stärker hinterfragten, was dabei genau geschah? Welche Rolle spielten Abhängigkeiten und Netzwerke in der Jugendhilfe? Welche langfristigen Folgen hatte das System Winterhoff auf die jungen Patienten und Patientinnen?
Personen
Redaktion: | Jessica Briegmann |
von: | Nicole Rosenbach |
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