Kein Gardemaß: Mirko Drotschmann (l.) neben Darstellern der Potsdamer Riesengarde "Lange Kerls".
Bildauswahl:

Kein Gardemaß: Mirko Drotschmann (l.) neben Darstellern der Potsdamer Riesengarde "Lange Kerls".

Blick auf den "Cour de Marbre" von Schloss Versailles in Richtung der Königsgemächer Ludwigs XIV.

Julia Weber (l.) zeigt Mirko Drotschmann (r.) die Prunkstücke der Porzellansammlung Augusts des Starken im Dresdner Zwinger.

Raus aus dem Jagdkostüm, rein in die Abendgarderobe: Liselotte von der Pfalz (Gergana Pletnyova, r.) berichtet von den vielen Ablenkungen des Adels am Hof von Versailles.

Die deutschstämmige Liselotte von der Pfalz (Gerganga Pletnyova) ist Schwägerin Ludwigs XIV. und eine der wichtigsten Chronistinnen des Hoflebens in Versailles.

Reiterstandbild Josephs II. in Wien. Seinen Untertanen ging der Reformeifer des "aufgeklärten" Kaisers oft zu weit.

Früh aufstehen lohnt sich: Wer dem Aufstehritual ("lever du roi") von König Ludwig XIV. (Stoyan Pepelanov) beiwohnen darf, hat bessere Aussichten auf wichtige Posten am Hof von Versailles.

Ständepyramide des absolutistischen Frankreichs: An der Spitze steht der König, gemeinsam mit der Minderheit aus Klerus (1. Stand) und Adel (2. Stand) herrscht er über die Mehrheit aus Bauern und Bürgern (3. Stand).

Technisches Wunderwerk und einer der wertvollsten Kulturschätze des 17. Jahrhunderts: Die Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz.

Mehrheit ohne Mitspracherecht: Obwohl die 25 Millionen Bauern und Bürger den rund 500.000 Angehörigen von Adel und Klerus zahlenmäßig überlegen sind, haben sie im absolutistischen Frankreich kaum politischen Einfluss.

Mirko Drotschmann im Residenzschloss Dresden - vor dem Krönungsornat, das August der Starke von Sachsen im Jahr 1697 bei seiner Krönung zum polnischen König trug.

Von wegen unhygienisch: Mathieu da Vinha (l.), der Forschungsdirektor von Versailles, zeigt Mirko Drotschmann (r.) das "cabinet de chaise". Seit Ludwig XIV. das stille Örtchen der Könige.

Mirko Drotschmann am Eingang zum "Grand Appartement du Roi" in Versailles.
Themen
Details
Ob
Frankreichs barocke Prachtentfaltung durch den Sonnenkönig, Sachsens Glanz oder Preußens Gloria: Mirko Drotschmanns Spurensuche geht quer durch
Europa. Sie gibt Einblicke hinter die Kulissen einer aus heutiger Sicht oft skurrilen Welt und fragt, welches Kalkül hinter der Prunksucht steht. Im 17.
Jahrhundert wollten die meisten Könige und Fürsten Europas losgelöst vom alten Adel und Klerus herrschen. Die Alleinherrschaft erschien nach dem Chaos des Dreißigjährigen Krieges ideal, um Stabilität und Ordnung zu sichern. Gestützt auf neueste Forschungen zeigt Mirko Drotschmann, dass die europäische Realität viel differenzierter war. In Versailles, dem Schloss Ludwigs XIV., erfährt Mirko Drotschmann, wie sich die politische Idee des
Absolutismus in der Architektur widerspiegelt. „Der Staat bin ich“, soll Ludwig XIV. gesagt haben - und als Mensch gewordener „Staatskörper“ war sogar der königliche Besuch der Toilette ein öffentlicher Staatsakt. Alles ordnete sich dem Monarchen unter. In Wirklichkeit hatte aber auch die Macht des Sonnenkönigs Grenzen. Die Zurschaustellung von Reichtum und Prunk war keine reine Angeberei, sondern sollte den Herrschaftsanspruch der Fürsten und Könige in Europa untermauern. Deutschland hat mit seiner einzigartigen Mischung aus Kleinstaaterei und fürstlicher Konkurrenz ein einmaliges Erbe des Absolutismus - in Gestalt der unzähligen Schlösser, in der verschwenderischen Pracht des Grünen Gewölbes in Dresden und der Porzellansammlung Augusts des Starken. Einen Gegenentwurf lieferte Preußen: Friedrich Wilhelm I. brach radikal mit der barocken Verschwendungslust. Seine neue Leitkultur: Fleiß, Ordnung und Sparsamkeit - später als preußische Tugenden verklärt. In den Niederlanden entwickelte sich ein anderes Modell des Absolutismus: Ab dem 17. Jahrhundert standen dort auch Bürger an der Spitze des Staates und teilten sich als „Regenten“ die Macht mit adligen „Statthaltern“. Niederländische Kaufleute entwickelten den modernen Finanzkapitalismus - und mit ihren Gewinnen wuchs ihr Einfluss. Im Zeitalter des Absolutismus drehte sich also nicht alles um Könige und Fürsten. Der Absolutismus wurde auch zum Wegbereiter für Fortschritt - in der Wissenschaft und bei der Entwicklung von Demokratie und Menschenrechten. Europäische Forscher legten den Grundstein für die modernen Wissenschaften und die Technisierung der Welt - allen voran Isaac Newton mit seinem Gravitationsgesetz oder Gottfried Wilhelm Leibniz, der als Vater der modernen Computertechnik gilt. Philosophen forderten Freiheit und Gleichheit für alle Menschen. Für sie war der Verstand die schärfste Waffe im Kampf für eine gerechtere Gesellschaft. Ideen der Aufklärung inspirierten auch Monarchen - wie den Habsburger Joseph II. Mit bahnbrechenden Reformen wie der Abschaffung der Leibeigenschaft oder seinem Toleranzedikt machte er sein Reich zukunftsfähig. Anders Frankreich: Dort fand der Absolutismus mit der Hinrichtung Ludwigs XVI. ein blutiges Ende.
Hinweis
Personen
Moderator: | Mirko Drotschmann |
2 weitere Sendetermine
Diese Sendungen könnten Sie auch interessieren